Eine großmütige Handlung

Eine großmütige Handlung, aus der neuesten Geschichte ist eine Erzählung von Friedrich Schiller. Sie erschien 1782 anonym in Wirtembergisches Repertorium der Literatur und wurde vom Autor nicht in seine Kleineren prosaischen Schriften aufgenommen.

Handlung

Zwei Brüder, die Barone von Wrmb., lieben beide im Geheimen das junge Fräulein von Wrthr. und geraten so in „den zweifelhaften Kampf zwischen Pflicht und Empfindung“. Als sie dieser Tatsache gewahr werden und das Mädchen, „voll Gefühl für die traurige Lage dieser beiden Unglücklichen“, es nicht wagt, „ausschließlich für einen zu entscheiden“ und „ihre Neigung dem Urteil der brüderlichen Liebe“ unterw[irft], treffen sie eine Vereinbarung. Zunächst geht der ältere Bruder nach Amsterdam. Wenn er es schafft, getrennt von seiner Liebe zu leben, dann soll der jüngere Bruder die Frau heiraten, doch er kommt bald krank zurück. Nun reist der jüngere Bruder unter derselben Bedingung ins Ausland. Er entscheidet sich für Batavia. Bald erklärt er in einem Brief, dass er sich für eine entbehrende Trennung physisch und psychisch stark genug fühle und er auf das Fräulein verzichte. Es kommt zur Hochzeit und ein Jahr später stirbt die Frau. Auf dem Totenbett erklärt sie einer Vertrauten, dass sie den jüngeren Bruder mehr geliebt habe. Ihr Mann heiratet wieder, der Geliebte hält sein Gelübde, ehelos zu bleiben.

Hintergrund

Die Erzählung Schillers geht auf die Geschichte von Ludwig von Wurmb (1740–1812) und Friedrich von Wurmb (1742–1781), die Brüder von Schillers Schwiegermutter Louise von Lengefeld, geb. von Wurmb, zurück. Der Ältere heiratete 1776 Christiane von Werthern (1750–1778), der Jüngere ging nach Batavia.

Intertextuelle Bezüge

Seiner Einleitung fügt Schiller den Wunsch bei, dass sein Text seine „Leser wärmer zurücklassen werde als alle Bände des »Grandison« und der »Pamela«.“ Verwiesen wird hier auf die Texte Sir Charles Grandison und Pamela oder die belohnte Tugend („Pamela, or Virtue Rewarded“) des englischen Schriftstellers Samuel Richardson.

Bewertung

Bernhard Zeller meint im Nachwort, dass Schiller mit den zwei Brüdern, die dasselbe Mädchen lieben, ein beliebtes Motiv der Zeit aufgegriffen habe, aber ergänzt: „Der Anekdote fehlen allerdings alle dramatischen Effekte; der Dichter beschränkt sich auf den einfachen, nur von einigen Reflexionen unterbrochenen und auf moralische Wirkung bedachten Bericht der realen Tatsachen.“[1]

Textausgaben

  • Friedrich Schiller: Eine großmütige Handlung. In: Ders.: Der Verbrecher aus verlorener Ehre und andere Erzählungen. Nachwort von Bernhard Zeller. Stuttgart 2008 (RUB 8891), S. 34–37.
  • Eine großmütige Handlung im Projekt Gutenberg-DE
  • Eine großmütige Handlung aus der neuesten Geschichte als gemeinfreies Hörbuch bei LibriVox

Anmerkungen

  1. Bernhard Zeller im Nachwort zum Text, Friedrich Schiller: Eine großmütige Handlung. In: Ders.: Der Verbrecher aus verlorener Ehre und andere Erzählungen. Nachwort von Bernhard Zeller. Stuttgart 2008 (RUB 8891), S. 71.

Siehe auch

  • Großmut
Werke Friedrich Schillers

Dramatische Werke
Die Räuber | Semele | Die Verschwörung des Fiesco zu Genua | Kabale und Liebe | Körners Vormittag | Don Karlos | Wallenstein (Wallensteins Lager – Die Piccolomini – Wallensteins Tod) | Maria Stuart | Die Jungfrau von Orleans | Die Braut von Messina | Wilhelm Tell | Die Huldigung der Künste | Demetrius

Lyrik
Hektorlied | Hektor und Andromache | An die Freude | Resignation | Die Götter Griechenlandes | Das verschleierte Bild zu Sais | Die Teilung der Erde | Der Spaziergang | Xenien | Der Handschuh | Der Taucher | Die Kraniche des Ibykus | Der Ring des Polykrates | Ritter Toggenburg | Der Gang nach dem Eisenhammer | Der Kampf mit dem Drachen | Die Bürgschaft | Das Eleusische Fest | Das Lied von der Glocke | Nänie | Der Antritt des neuen Jahrhunderts | Das Siegesfest

Prosa
Der Verbrecher aus verlorener Ehre | Der Geisterseher | Die Sendung Moses | Eine großmütige Handlung | Spiel des Schicksals

Philosophische, literatur- und theatertheoretische Schriften
Über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen | Über das gegenwärtige deutsche Theater | Der Spaziergang unter den Linden | Philosophische Briefe | Briefe über Don Carlos | Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet | Über den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen | Über die tragische Kunst | Zerstreute Betrachtungen über verschiedene ästhetische Gegenstände | Über die notwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen | Über den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten | Gedanken über den Gebrauch des Gemeinen und Niedrigen in der Kunst | Augustenburger Briefe | Vom Erhabenen | Über Anmut und Würde | Über das Pathetische | Kallias-Briefe | Über die ästhetische Erziehung des Menschen | Über naive und sentimentalische Dichtung | Über das Erhabene

Historische Werke
Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? | Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung | Geschichte des dreißigjährigen Krieges

Herausgegebene Zeitschriften
Wirtembergisches Repertorium der Litteratur | Thalia | Die Horen | Musen-Almanach