Knotenkomplement

In der Knotentheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, ist das Knotenkomplement der nach Entfernen eines Knotens aus der 3-Sphäre verbleibende Raum.

Definition

Kleeblattschlinge

Es sei K S 3 {\displaystyle K\subset S^{3}} ein Knoten. (Der Fall von Knoten im euklidischen Raum R 3 {\displaystyle \mathbb {R} ^{3}} lässt sich auf den ersten Fall zurückführen, indem man die Einpunktkompaktifizierung ( R 3 ) = S 3 {\displaystyle (\mathbb {R} ^{3})^{*}=S^{3}} betrachtet.) Das Komplement des Knotens K {\displaystyle K} ist dann die offene Mannigfaltigkeit S 3 K {\displaystyle S^{3}\setminus K} .

Häufig betrachtet man statt der offenen Mannigfaltigkeit S 3 K {\displaystyle S^{3}\setminus K} auch die wie folgt konstruierte Mannigfaltigkeit mit Rand. Sei N ( K ) {\displaystyle N(K)} eine Tubenumgebung von K {\displaystyle K} , also homöomorph zum Volltorus. Dann ist

X K = S 3 i n t ( N ( K ) ) {\displaystyle X_{K}=S^{3}\setminus int(N(K))}

eine kompakte 3-Mannigfaltigkeit, deren Rand ein Torus ist.

Analog kann man das Komplement von Verschlingungen definieren.

Invarianten

Die Fundamentalgruppe des Knotenkomplements ist die Knotengruppe, sie kann mit dem Wirtinger-Algorithmus präsentiert werden. Für Primknoten wird das Knotenkomplement durch die Knotengruppe eindeutig bestimmt.[1]

Die Homologiegruppen des Knotenkomplements hängen nicht vom Knoten ab, es gilt

H 0 ( X K ) = Z , H 1 ( X K ) = Z , H 2 ( X K ) = 0 , H 3 ( X K ) = 0 {\displaystyle H_{0}(X_{K})=\mathbb {Z} ,\;H_{1}(X_{K})=\mathbb {Z} ,\;H_{2}(X_{K})=0,\;H_{3}(X_{K})=0} .

(Weil X K {\displaystyle X_{K}} und S 3 K {\displaystyle S^{3}\setminus K} homotopieäquivalent sind, hängen diese Invarianten nicht davon ab, welche der beiden obigen Definitionen verwendet wird.)

Satz von Gordon-Luecke

Ein von Gordon und Luecke bewiesener Satz besagt, dass Knoten durch ihr Komplement eindeutig bestimmt sind: Wenn S 3 K 1 {\displaystyle S^{3}\setminus K_{1}} homöomorph zu S 3 K 2 {\displaystyle S^{3}\setminus K_{2}} ist, dann sind die Knoten K 1 {\displaystyle K_{1}} und K 2 {\displaystyle K_{2}} isotop.[2] Die entsprechende Aussage für Verschlingungen trifft nicht zu.

Literatur

  • Heinrich Tietze: Über die topologischen Invarianten mehrdimensionaler Mannigfaltigkeiten. Monatsh. Math. Phys. 19 (1908), no. 1, 1–118.
  • C. McA. Gordon, J. Luecke: Knots are determined by their complements. Bull. Amer. Math. Soc. (N.S.) 20 (1989), no. 1, 83–87.
  • Colin Adams: Das Knotenbuch. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1995, ISBN 3-86025-338-7.

Einzelnachweise

  1. Wilbur Whitten: Knot complements and groups. Topology 26 (1987), no. 1, 41–44.
  2. C. McA. Gordon, J. Luecke: Knots are determined by their complements. J. Amer. Math. Soc. 2 (1989), no. 2, 371–415.