Madita Oeming

Madita Oeming auf der re:publica 2022 in Berlin

Madita Oeming (* 1986 in Bonn) ist eine deutsche Autorin, Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin mit Schwerpunkt Pornografie.[1]

Leben

Oeming wuchs in Berlin auf. Ihre schulische Laufbahn schloss sie mit dem Abitur ab und absolvierte anschließend eine Bankausbildung bei der Berliner Sparkasse. Für ein VWL-Studium ging sie nach Göttingen, wo sie 2015 von der Georg-August-Universität ihren Master of Arts in Amerikanistik und anglophoner Literatur- und Kulturwissenschaft erhielt.[2] Ihre Abschlussarbeit mit dem Titel Moby’s Dick widmete sich der Bedeutung des Romans Moby Dick in der US-amerikanischen Pornografie.[3]

Während und nach dem Studium arbeitete Oeming beim Göttinger Literaturherbst und am Literarischen Zentrum Göttingen, wo sie vorübergehend die stellvertretende Geschäftsführung übernahm.[4][5] Als Moderatorin gestaltete sie u. a. Abende mit Margarete Stokowski, Mithu Sanyal und Reyhan Şahin.[6][7] 2022 hat Oeming den Unibetrieb verlassen und sich als Pornoexpertin selbstständig gemacht.

Wissenschaft

Von 2016 bis 2021 war Oeming wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Amerikanistik der Universität Paderborn und unterrichtete neben amerikanischer Literatur- und Kulturgeschichte auch ihr erstes Pornoseminar.[8] Im Frühjahr 2018 war sie als Gastwissenschaftlerin im Women and Sexuality Studies Program an der Tulane University in New Orleans. 2019 hatte sie einen Lehrauftrag am JFK-Institut der FU Berlin,[9] wo ihr Kurs Porn in the USA, durch einen von Beatrix von Storch motivierten Shitstorm, Aufsehen erregte. Oeming wurde dabei von HateAid unterstützt.[10] Zuletzt unterrichtete sie am Germanistik-Lehrstuhl von Moritz Baßler an der Universität Münster ein Masterseminar mit dem Titel Pornopoetik. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit dem US-amerikanischen Mediendiskurs über die sogenannte "Pornosucht". Sie hat hierzu bereits auf internationalen Konferenzen gesprochen und im Porn Studies Journal publiziert.[4][11] Oeming ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung sowie eines der Gründungsmitglieder des Psychologischen Instituts für Subjektivitäts- & Praxisforschung.[12] Im Rahmen des Wissenstransferprojekts Teach Love, das ein Forschungsteam der Europa-Universität-Flensburg ins Leben gerufen hat[13], bietet sie den sogenannten „Pornoführerschein“ als digitale Fortbildung zur Stärkung von „Pornokompetenz“ an.[14]

Öffentlichkeit

Von Beginn an hat Oeming aktive Wissenschaftskommunikation betrieben und sich vor allem via Social Media ein Gehör verschafft. Als Publizistin schrieb Oeming u. a. für VICE, das Missy Magazine[15], den Tagesspiegel[16] und die Berliner Zeitung und ist heute in etlichen Podcasts und Interviews[17] medial vertreten.[18] Oeming hat mit bekannten Persönlichkeiten aus der Pornoszene wie Jiz Lee oder Fiona Fuchs diskutiert[19] und war Mitglied der Spielfilmjury vom Pornfilmfestival Berlin[20]. 2022 hat sie bei der re:publica mit Paulita Pappel einen Vortrag gehalten sowie ein Podium auf der Erotikmesse Venus moderiert, bei dem die Free Speech Coalition Europe vorgestellt wurde.[21][22] 2023 erschien ihr erstes Sachbuch.[23]

Schriften (Auswahl)

  • Porno: Eine unverschämte Analyse. Rowohlt, 2023, ISBN 978-3-644-01712-2.
  • "Pseudo-Selbstbestimmt" in: Frei sein. Das Ringen um unseren höchsten Wert. Kein & Aber, 2024, ISBN 978-3-0369-5028-0.
  • "Schluss mit Pornopanik" in: ProJugend Fachzeitschrift der Aktion Jugendschutz Bayern eV, 3/2023.
  • "Porn Poacher - Coming Out as an Aca Porn Fan" in: Synoptique Film Journal Vol. 9, Iss. 2, 2021.
  • "A new diagnosis for old fears? Pathologizing porn in contemporary US discourse" in: Porn Studies Vo. 5, Iss. 2, 2018.
  • "IN VULVA VANITAS – The Rise of Labiaplasty in the West" in: Gender Forum 67, 2018.

Weblinks

Commons: Madita Oeming – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Madita Oeming - 1 Buch - Perlentaucher. Abgerufen am 29. August 2023. 
  2. Daniel Erk: Madita Oeming: "Menschen denken beim Masturbieren an mich". In: Die Zeit. 29. September 2020, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 6. April 2024]). 
  3. Nina Monecke: Best of ze.tt: „Porno kann uns Dinge vor Augen führen, die wir sogar vor uns selbst verheimlichen“. In: Die Zeit. 16. Februar 2020, abgerufen am 18. November 2022. 
  4. a b SpeakerinnenListe. Abgerufen am 12. November 2022. 
  5. Die 15 besten Zentrums-Lesungen. In: Litlog. Abgerufen am 18. November 2022. 
  6. Diskussion mit Dr. Bitch Ray: Feministische Inseln, die sich nachts begegnen. Abgerufen am 18. November 2022. 
  7. Der politische Herbst I | Litlog. Abgerufen am 18. November 2022 (deutsch). 
  8. Graphic Story. Abgerufen am 18. November 2022. 
  9. Lisa Duhm: Pornografie an der Uni: "Ein Porno ist kein Kafka-Roman". In: Der Spiegel. 4. September 2019 (spiegel.de [abgerufen am 12. November 2022]). 
  10. Jan Heidtmann: Hilfe gegen die Hasser. 3. März 2020, abgerufen am 30. August 2023. 
  11. Madita Oeming: A new diagnosis for old fears? Pathologizing porn in contemporary US discourse. In: Porn Studies. Band 5, Nr. 2, 3. April 2018, ISSN 2326-8743, S. 213–216, doi:10.1080/23268743.2018.1434170. 
  12. Psychologisches Institut – für Subjektivitäts- und Praxisforschung. Abgerufen am 18. April 2023 (deutsch). 
  13. Degen, Johanna L.: Zeitschrift für Sexualforschung. „Teach Love“: Psychologische Weiterbildung zur Sexuellen Bildung und Beziehungskompetenz im digitalen Format. Abgerufen am 18. April 2023. 
  14. Fortbildung: Pornoführerschein mit Madita Oeming Teach LOVE. 17. Oktober 2022, abgerufen am 24. November 2022 (deutsch). 
  15. MissyRedaktion: Black Bodies, White Profit. In: Missy Magazine. 14. Oktober 2020, abgerufen am 6. April 2024 (deutsch). 
  16. Madita Oeming: Alle machen’s, keiner redet drüber: Hört auf, euch fürs Pornoschauen zu schämen! In: Der Tagesspiegel Online. 25. November 2023, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 6. April 2024]). 
  17. Madita Oeming: „Ich möchte Menschen von ihrer Scham befreien – auch mich selbst.” Abgerufen am 7. April 2024. 
  18. Does modern porn lead to more sex positivity? Abgerufen am 18. November 2022 (amerikanisches Englisch). 
  19. Porn Meets Academia: featuring Jiz Lee & Madita Oeming. Abgerufen am 18. November 2022. 
  20. Spielfilmjury des 14. Pornfilmfestival Berlin – Pornfilmfestival Berlin. Abgerufen am 18. November 2022. 
  21. PR, eventnews, eventnews: 25 Jahre VENUS - Die Legende ist zurück. In: Event News Berlin. 7. Oktober 2022, abgerufen am 18. November 2022 (deutsch). 
  22. Free Speech Coalition Europe - Home. Abgerufen am 18. November 2022. 
  23. Tobias Becker: (S+) Madita Oeming über Pornos: Was weiß die Wissenschaftlerin über Sehnsüchte und Fantasien? In: Der Spiegel. 17. August 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 5. April 2024]). 
Normdaten (Person): GND: 1299327893 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 4498169261681209510000 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Oeming, Madita
KURZBESCHREIBUNG deutsche Kulturwissenschaftlerin
GEBURTSDATUM 1986
GEBURTSORT Bonn